“Dezentrales Chivo” mit Fiat-Swaps

Durch das Lightning-Netzwerk wird Bitcoin zu einem realem Zahlungssystem. Personen können global, blitzschnell, sehr günstig, und ohne Intermediäre Geld versenden. In der Realität zeigt sich jedoch eine Schwierigkeit: Wie benutzt man dieses offene System selbstständig, ohne zwangsläufig der Preisvolatilität von Bitcoin ausgesetzt zu sein?

Ablauf einer Lightning-Zahlung an einen Strike-Nutzer

Dieses Problem wird aktuell über zentralisierte Dienstleister wie Strike oder Chivo gelöst, die Bitcoin direkt in Dollar umwandeln. Zwar sind diese Apps (größtenteils) interoperabel mit dem gesamten Lightning-Netzwerk, doch sie bedeuten gleichzeitig einen unheimlich großen Privatsphäre-Verlust durch ihre KYC-Maßnahmen.

Könnte man diese Funktionalität dezentral ermöglichen, sodass jeder Nutzer seine eigenen Schlüssel halten kann und keinem Anbieter mehr vertrauen muss? Im folgenden gehe ich auf die einzelnen Protokolle und Technologien ein, die dies gemeinsam möglich machen könnten.

Atomic Swaps

Atomic Swaps gibt es bereits seit einiger Zeit und sind ein sehr interessantes Thema. Sie ermöglichen den vertrauenslosen Tausch von Kryptowährungen und Tokens. Auf diese Art und Weise ist es beispielsweise möglich, auf Boltz Sats über Lightning in z.B. Litecoin zu tauschen, ohne betrogen werden zu können.

Vereinfachter Ablauf eines Atomic Swaps

Praktisch funktioniert dies so: Es werden zwei Transaktionen (Outputs) für bis zu zwei verschiedene Netzwerke erstellt. Eine, die Geld an Person A und eine, die Geld an Person B sendet. Beide haben eine Ausgabekondition, die besagt, dass sie mit einem von Person A bestimmten Geheimnis ausgegeben werden kann. Schickt Person A seine Transaktion an sein Wallet, lernt Person B dieses Geheimnis und kann wiederum die zweite Transaktion veröffentlichen.

Fiat-Swaps

Wenn Sats über Lightning mit Hilfe von Atomic Swaps einfach gegen Tokens getauscht werden können, ist es möglich, eine eingehende Zahlung unmittelbar in einen Stablecoin zu wechseln. Solange der empfangende Node mindestens einen Channel zu einem Node besitzt, der einen BTC zu USDT Swap anbietet, kann er die Zahlung direkt in einen Stablecoin eintauschen. Weil Lightning-Zahlungen extrem schnell sind, ist er damit nur einem sehr geringem Volatilitätsrisiko ausgesetzt.

In der Theorie läuft ein Empfänger-Fiat-Swap wie folgt ab:

Ein Ablauf einer Fiat-Swap-Zahlung mit Sender A, Swap-Node B und Empfänger C

Der Empfänger erzeugt ein Payment-Secret, das er hasht und an den Fiat-Swap Node sendet. Dieser erzeugt eine Lighting-Invoice, welche das gehashte Payment-Secret als Preimage beinhaltet. Nachdem Sender A die Lightning-Zahlung gestartet hat, schickt der Fiat-Swap Node eine L-USDT-Zahlung, dessen Output ausgeben werden kann, wenn das Payment-Secret veröffentlicht wird. Empfänger C veröffentlicht das Payment-Secret und sendet somit die L-USDT an sein eigenes Wallet. Durch diese Transaktion lernt der Fiat-Node das Payment-Secret und kann die Lightning-Zahlung settlen.

Das klingt zunächst relativ langsam, doch es reicht bereits, wenn sich die Onchain-Transaktionen im Mempool befinden. Benutzt man beispielsweise Liquid-USDT, sind die Stablecoin-Transaktionen nicht nur günstiger, sondern ggf. auch um einiges privater.

Da Atomic Swaps mit jeder “Blockchain” funktionieren, können auch andere Assets als Liquid-USDT angenommen werden, wie z.B. USDC oder USDT(TRX).

Doch nicht nur der Empfänger kann entscheiden, welches Asset er für die Transaktion verwenden möchte. Ein Fiat-Swap kann auch vom Sender benutzt werden, um eine Lightning-Invoice mit einem anderen Asset zu bezahlen.

Liquidität

Doch wieso sollte jemand diesen Swap anbieten? Schließlich muss er dafür Liquidität in Form von Stablecoins halten. Wie für das Routing von Zahlungen, kann der Swap-Node eine Gebühr für den Swap verlangen.

Um zusätzlichen Gewinn zu erwirtschaften und ein balanciertes USD zu BTC-Verhältnis auf dem Node zu behalten, kann der Node nun mit anderen Fiat-Swap-Nodes handeln, mit denen er verbunden ist. Dadurch kann sich Liquidität über das Netzwerk verteilen und genutzt werden, ohne direkt mit dem eigentlichen Node verbunden werden zu sein.

Indem jeder Node seinen Peers seine Kaufs und Verkaufsrate mitteilt, weiß jeder Node genau, ob er die Liquidität profitabel weiterleiten kann. Gleichzeitig hat jeder Node die Möglichkeit, die erhaltene Fiat-Liquidität über andere Wege (z.B. Börsen) wieder in Bitcoin umzutauschen.

Dieser Aspekt ist für das Protokoll nicht unbedingt notwendig.

Lightning Service Provider

Genau wie wir heute Lightning Service Provider sehen, die Inbound-Liquidität verkaufen, könnte das Angebot von Fiat-Liquidität eine weitere Einnahmequelle für Lightning Nodes bedeuten. Wallet-Provider, wie Phoenix-Wallet, könnten den Usern anbieten, eine Stablecoin-Balance zu halten und damit sogar in umgekehrter Richtung wiederum Bitcoin-Zahlungen zu tätigen.

Mit einem einheitlichen Standard für diese Art von Fiat-Swaps könnten Open-Source-Wallets entstehen, bei denen Benutzer frei entscheiden können, welchen Fiat-Swap-Anbieter sie benutzen wollen.

Unterschiede zu “Tokens auf Lightning”

Es wird bereits seit langem über Tokens auf Lightning geredet. Über z.B. RGB oder Synonym sollen in Zukunft alle möglichen Token über Lightning versendet werden können. Diese Technologien befinden sich derzeit in der Entwicklung und benötigen wohl noch einige Zeit um benutzt werden zu können. Sie haben jedoch auch andere Nachteile.

Mit Fiat-Swaps kann sowohl der Empfänger als auch der Sender wählen, welches Asset er für seine Lightningzahlung empfangen möchte. Andere Protokolle funktionieren nur, solange Sender und Empfänger das gleiche Asset verwenden.

Die bestehende Lightning-Netzwerk Liquidität kann so für das Routing genutzt werden, da nur der empfangende Node und der letzte Channel-Partner das Protokoll unterstützen müssen, während “Tokens über Lightning”-Konzepte meist ein eigenes Netzwerk benötigen.

Um Fiat-Swaps zu erhalten, benötigt der Empfänger keinen Lightning-Channel. Somit können Onboarding-Kosten für neue Nutzer noch einmal gesenkt werden.

Die Kosten für einen Fiat-Swap dürften dennoch höher sein, als Lightning-native Tokens. Da mindestens zwei Onchain-Transaktionen benötigt werden, sollte hierfür eine günstige Sidechain, wie Liquid verwendet werden. Da Liquid eine Mindestfee von nur 0,1 sat/vbyte verwendet, könnte ein Fiat-Swap eine Transaktionsgebühr von nur 50-100 sat kosten.

Fazit

Fiat-Swaps sind interoperabel

Über Fiat-Swaps könnte Lightning zum interoperablen Zahlungsnetzwerk werden. Das Netzwerk könnte so für internationale Fiat-Zahlungen verwendet werden, ohne KYC oder Custodians. Empfänger und Sender können jeweils unabhängig von einander frei entscheiden, ob sie ihre Zahlung in USD, EUR oder Bitcoin tätigen wollen.

Ohne KYC, noncustodial, trustless, interoperabel und schnell.

Derzeit arbeitet Konstantin Nick an diesem Konzept. Sein Repository “BetterChivo” findet man hier.

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